* Gefällt Dir diese Homepage oder meinst Du es besser zu können? Erstelle deine eigene kostenlose Homepage jetzt! *

Game Tester

Hier wird immer ein Spiel getestet, und kritisch unter die Augen genommen. Wenn ihr Vorschläge machen wollt postet sie ins Gästebuch!

 

Mal abgesehen davon, dass die 'Gothic'-Reihe sich ungeachtet aller Komplikationen immer noch größter Beliebtheit erfreut, konnte der Titel in den letzten paar Wochen vor allem für Negativ-Schlagzeilen sorgen. Der Grund: Die unglaublich verbuggten Vorabversionen, die sowohl zu Preview- als auch Review-Zwecken an die Presse verteilt wurden und selbst bei hartgesottenen Fans Zweifel an der Qualität des dritten Teils der Reihe weckten. Wir haben seit eineinhalb Wochen die finale zweite Goldmaster in der Mangel, welche vom Versionsstand her der endgültigen Verkaufsversion entspricht.

'Gothic 3' setzt bei der Story genau da auf, wo der zweite Teil sein Ende fand. Unser namenloser Held und seine Kumpane haben die Flucht von der Knastinsel Khorinis geschafft und sind auf dem Weg zum Festland Myrtana. Kaum angekommen, wird unserem wackeren Streiter schnell klar, dass sich einiges getan hat. Das Land wurde mehr oder minder komplett von den Orks überrannt, die Menschen versklavt und nur noch wenige Rebellennester leisten verzweifelt Widerstand. Einige Hartgesottene haben sich als Söldner anheuern lassen und arbeiten für die Orks. Die Paladine und Feuermagier haben ihre Macht verloren und wurden in alle Winde verstreut. Ein alter Bekannter hat jedoch offenbar seine Finger mit im Spiel, denn Gerüchte besagen, dass der dunkle Magier Xardas hinter der Invasion der Orks steckt.

Unser Held hat nun zunächst die Aufgabe, seinen Platz in dieser umgekrempelten Welt zu finden, wobei ihm alle erdenklichen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Natürlich geht es letztendlich darum, die Hintergründe der Geschehnisse aufzudecken und auf die eine oder andere Art deren Folgen zu bewältigen. Doch bis ihr erst mal so weit seid, steht euch eine enorm umfangreiche Spielwelt zur Verfügung, in der es an nichts mangelt, vor allem nicht an Arbeit für Rollenspiel-Fans und an Möglichkeiten, sich völlig zu verzetteln. Die Spielwelt ist frei erkundbar und es warten massig Aufgaben mit viel Handlungs- und Entscheidungsfreiheit auf euch.

Die Handlungsfreiheit und die schiere Größe der Spielwelt führen zu einem Problem, das verstärkt vor allem in 'Morrowind' zum Tragen kam. Wer sich ohne große Umschweife mitten in die Hauptstory stürzen will, wird sich ein ums andere Mal sehr verloren vorkommen, denn gerade in der Anfangsphase sind die Hinweise eher spärlich gehalten. Die Welt von 'Gothic 3' will (und muss) erkundet werden, und das ist nicht jedermanns Sache. Erschwerend kommt hinzu, dass die Gefahr, sich zu verzetteln, sehr groß ist. Es gibt Unmengen von NPCs, Massen von Quests, aber leider nur ein spärliches und wenig informatives Questlog. Zwar können die Quests nach Ort und Hauptstory gefiltert werden, jedoch bestehen die Infos zu den einzelnen Quests lediglich aus einigen Dialogzeilen aus dem Gespräch mit dem Questgeber, nicht selten ohne nähere Ortsangaben oder Details, weil die wesentlichen Infos im Gespräch erst enthüllt werden, wenn die Quest bereits im Log steht. Die Quests selbst bieten ein buntes Repertoire aus komplexeren mehrstufigen Aufgaben bis hin zu simplen Hol- und Bringquests. Viele der Nebenquests wirken dabei etwas lieblos und wiederholungsträchtig, vielleicht wären weniger, aber dafür etwas anspruchsvollere Quests eine bessere Lösung gewesen.

Der gute Ruf entscheidet
Glänzen kann das Spiel im Hinblick auf die Quests immer dann, wenn das umfangreiche Faction-System und die damit verbundene KI greifen. Insgesamt könnt ihr bei sechs Gruppierungen durch das Erledigen von Quests in der Spielwelt Rufpunkte sammeln, wobei ihr immer wieder vor Entscheidungen gestellt werdet, in wessen Sinne ihr die jeweilige Quest erfüllt. Helft ihr lieber den Sklaven zu fliehen oder meldet ihr die geplante Meuterei an die Orks? Unterstützt ihr das Rebellenlager oder tötet ihr dessen Anführer? Das Sammeln von Ruf ist für bestimmte Aufgaben übrigens unabdinglich, was eure Entscheidungen nicht gerade erleichtert. Nicht selten müsst ihr zu rigorosen Maßnahmen greifen, um euer Ziel zu erfüllen, auch wenn das vielleicht gar nicht recht in eure Planung passt. Das sorgt für Spannung und Abwechslung, zumal glücklicherweise eure Handlungen nicht gleich in der ganzen Spielwelt bekannt werden. Das Verhalten der NPCs auf eure Aktionen ist allerdings nicht immer ganz schlüssig. So könnt ihr oft bedenkenlos alles umhauen, was euch vor die Schwerter kommt, ohne Reaktionen der Umstehenden erwarten zu müssen, und die Niedergeschlagenen ausplündern. Kritisch wird es allerdings, wenn ihr durch einen Special-Move jemanden bewusst tötet – in dem Fall folgt die Reaktion meist sofort.

Variantenvielfalt für Rollenspieler
Charakter- und Skillsystem weisen gegenüber den Vorgängern zahlreiche Neuerungen und Erweiterungen auf. 'Gothic 3' verzichtet auf umfangreiche Attribute, sondern spendiert euch vor allem Lernpunkte im Rahmen der Level-ups, die durch Kill- und Quest-Erfahrung erlangt werden. Diese Lernpunkte könnt ihr bei verschiedensten Ausbilder-NPCs zusammen mit einem kleinen Obolus investieren. Möglich sind die Erhöhung von Mana, Lebenskraft, Ausdauer oder Stärke und Jagdfähigkeit, Alchemie oder Schmieden. Die Skills selbst, aufgeteilt in unterschiedliche Kategorien wie Waffenumgang, Jagd, Diebesfähigkeiten, Magie oder auch Schmieden und Alchemie, erfordern bestimmte Werte bei den Attributen und Fähigkeiten. Die Skills sind recht variantenreich und da keine Klassenvorgaben im Spiel sind, bleibt es ganz euch überlassen, in welche Richtung ihr euren Charakter entwickelt. Die Herstellung von Gegenständen, wie Waffen oder Tränken, ist möglich, Rohstoffe könnt ihr erlegten Gegnern abnehmen, in den zahllosen Truhen finden oder schlicht in der Umgebung einsammeln. Was ihr bauen könnt, hängt letztendlich von euren Werten in der jeweiligen Fähigkeit und den gefundenen oder gekauften Rezepten ab. Charakter-, Skill- und Crafting-System wirken insgesamt sehr rund und variantenreich.

Kampfsystem und Interface
Das Kampfsystem wurde gegenüber dem Vorgänger stark vereinfacht. Der Nahkampf wird im Prinzip nur mit den Maustasten ausgefochten, wobei kurze Hiebe ebenso vorhanden sind wie kräftige Schläge sowie Paraden, die gut getimt werden müssen. Durch geschicktes Timing könnt ihr dabei wuchtige Kombo-Moves auslösen. Sehr gelungen ist das Fernkampf-System, der Bogen muss mit gedrückter Maustaste gespannt werden, der Cursor dient zum Zielen und auf längere Distanz müsst ihr schon mal über den Gegner zielen, um ihn zu treffen. Das vereinfachte Kampfsystem ist allerdings nicht problemfrei, was vor allem an den Gegnern liegt. Zwar sind die Kämpfe mitunter durchaus auch taktischer Natur – gegen brettharte Nahkampfgegner empfiehlt sich beispielsweise eine Hit&Run-Taktik mit Pfeil und Bogen. Jedoch ist eine Gegner-KI im Grunde nicht vorhanden und Wegfindungsprobleme öffnen immer wieder die Möglichkeit zum Exploit, zudem lassen sich die meisten Kämpfe durch wilde Rechtsklickereien locker bewältigen und nicht selten reagieren eure Gegner gar nicht erst auf Angriffe. Hinzu kommt speziell in der Anfangsphase des Spieles ein Balancing-Problem, das dafür sorgt, dass bei bestimmten Gegnern quasi derjenige gewinnt, der den ersten Schlag macht. Wölfe oder Wildschweine schubsen euren Helden einfach um und kaum dass er sich wieder aufgerappelt hat, erfolgt schon der nächste Angriff – chancenlos, selbst wenn das Vieh weit unter eurem Level agiert. Da empfiehlt es sich, die vorhandene Quicksave-Funktion vor den Kämpfen ausgiebig zu nutzen und zu hoffen, dass beim Abspeichern kein Crash passiert.

Neben dem Kampfsystem hat auch das eigentliche Interface einige Überarbeitungen erhalten. Das Inventar selbst wirkt aufgeräumter und besser nutzbar, auch wenn die typische "Anziehpuppe" aus den meisten anderen RPGs fehlt und das Fassungsvermögen dem eines mittleren Güterzugs entspricht. Insgesamt nicht schön, aber immerhin einigermaßen nutzbar. Neu dabei ist eine Leiste mit zehn Quickslots, die beliebig mit Waffen, Tränken, Zaubersprüchen und anderen Dingen bestückt werden können, die sich als hilfreich entpuppen. Das gesamte Interface bietet Weltkarte, Faction-Anzeigen, Übersicht über Charakterwerte, Skills und Rezepte und das bereits erwähnte Quest-Journal. Die Weltkarte fällt dabei nicht besonders detailliert aus und auch eine Minimap fehlt, dank gut erkennbarer Landmarken ist die Orientierung aber nicht unbedingt ein Problem. Im HUD seht ihr neben den Quickslots lediglich Kompass, Mana, Ausdauer und Lebenspunkte sowie die Gesundheit des Gegners. Für schnellen Transport in der riesigen Spielwelt sorgen übrigens Teleport-Runen, die ihr in oder bei den jeweiligen Städten finden könnt.

Fast wie im richtigen Fantasy-Leben
Die wohl größte Stärke des Spieles ist die Darstellung der Spielwelt selbst. In keinem anderen Rollenspiel gibt es dermaßen authentisch und glaubwürdig wirkende Umgebungen, die vor Leben nur so strotzen. Dagegen wirken die ebenfalls sehr ansehnlichen Umgebungen von 'Oblivion' regelrecht steril. Spätestens wenn ihr aus dem Wald mit schicken Bodentexturen und animierter und gut aussehender Vegetation auf eine offene Ebene mit wogendem Gras tretet, auf der Büffelherden grasen, Kaninchen am Wegesrand entlanghoppeln oder eine Schlange durchs Gras huscht, während im Hintergrund von einer Klippe ein Wasserfall sich in den Fluss ergießt, kann man einfach nur noch staunend dastehen. Ganz großes Kino! Ebenso gut wie die Umgebungen ist auch die detaillierte Darstellung der Charaktere, auch wenn fehlerhafte Animationen, sporadische Grafik-Bugs, Texturflimmern, unzählige Clipping- und Kollisionsfehler immer wieder mal den guten Gesamteindruck trüben. Die Sichtweite für Details ist nicht gerade berauschend hoch, weiter im Hintergrund wird stark weichgezeichnet und mit Tiefenunschärfe gearbeitet, um die Performance im Rahmen zu halten.

Die volle Grafikpracht hat ihren Preis. Wer 'Gothic 3' in maximalen Details und höchster Auflösung genießen will, der braucht einen nagelneuen High-End-Rechner. Auf unserem Testrechner (Pentium 3.2 GHz, 2 GB RAM, GeForce 7900GT) lief das Spiel bei 1280x1024 nicht gerade flüssig. Die Framerate konnte zu keiner Zeit befriedigende Werte erreichen und vor allem beim Nachladen der Umgebungen im Hintergrund kommt es zu kräftigen Slowdowns. Glücklicherweise gibt es reichlich Einstellungen zur Anpassung der erforderlichen Leistung, ein altes Schätzchen solltet ihr dennoch nicht unter dem Tisch stehen haben. Was hilfreich ist, ist Arbeitsspeicher, und zwar reichlich davon. Alles oberhalb der 1-GB-Grenze bringt spürbare Verbesserung.

Die Soundkulisse bietet im Großen und Ganzen Grund zur Freude. Die Dialoge wurden allesamt mit sehr guter Sprachausgabe unterlegt, lediglich bei nicht relevanten NPCs gibt es mal sich wiederholende Sprüche. Schade nur, dass die an sich tolle, wenn auch zu häufig wiederholte Hintergrundmusik dazu neigt, gerade mitten im Gespräch den Höhepunkt zu erreichen, und damit nicht selten dafür sorgt, dass man den einen oder anderen Satz verpasst. Kampf- und Umgebungsgeräusche gehen insgesamt in Ordnung, auch wenn hier und da mal Umgebungs- und Kreaturensounds zu fehlen scheinen oder nicht sauber implementiert wurden.


Käferplage in 'Gothic 3'?
Kommen wir abschließend zum heiß diskutierten Thema Bugs – und da gibt es sicherlich Nachholbedarf seitens der Entwickler. Die Palette zieht sich durch von technischen Mängeln, wie Kollisions- oder Clipping-Fehler und Texturflimmern, über Wegfindungs-Fehler bis hin zu größeren Logikfehlern und nicht lösbaren Quests. So halten die Orks beispielsweise in Kap Dun einen Paladin gefangen, der dort munter mit Schwert und Rüstung in seiner Zelle sitzt – was einen nachdenklich macht im Hinblick auf das Denkvermögen von Orks. Im Rahmen der Questreihe kann man mit ihm einen Aufstand starten, der in der Form abläuft, dass der voll bewaffnete Paladin einfach, die Wachen ignorierend, aus dem Haus rennt ohne Reaktion der umstehenden Orks, ins Dorf hinunterläuft und dort schlussendlich dank eines Wegfindungs-Bugs von einer Schuppenwand zur nächsten rennt. Immerhin wurden nach erstem Augenschein mit dem gerade erschienenen Patch zumindest die meisten Quest-Bugs gefixt und einige KI-Fehler behoben, dafür sprang uns aber schon in der ersten Minute ein neuer Grafikfehler ins Auge.

Solche Macken ziehen sich leider durch viele Bereiche des Spieles, zwar selten spielbehindernd, dafür aber umso ärgerlicher, weil an sich offensichtlich und unnötig. Wesentlich lästiger waren sporadische Abstürze beim Abspeichern des Spieles inklusive defekter Spielstände. Oft kam das zwar nicht vor, aber wenn, dann ist der nächste Biss in die Tischkante fällig, insbesondere wenn man zu den Wenig-Speicherern gehört und einige Stunden Gameplay für die Katz waren.

Fazit:

Es ist wirklich nicht leicht, 'Gothic 3' fair und angemessen zu bewerten. Auf der einen Seite steht eine grandiose und ungemein glaubwürdige Spielwelt mit gigantischen Ausmaßen, in der es viel zu entdecken gibt und die mit fantastischer Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Auf der anderen Seite lauern zahlreiche technische und inhaltliche Bugs und Fehler, die eigentlich in einem fertigen Produkt nicht zu finden sein sollten und die sich zwar im Wesentlichen nicht spielbehindernd, aber dennoch sehr ärgerlich bemerkbar machen. Mittendrin steckt solides 'Gothic'-Gameplay mit sinnvollen Veränderungen, aber auch einigen Nachlässigkeiten. Im Grunde gefällt mir 'Gothic 3' in einigen Belangen deutlich besser als 'Oblivion', andere Dinge lassen mich vor Wut aufheulen und ich werde das Gefühl nicht los, dass Piranha Bytes sich diesmal doch etwas übernommen haben mit diesem technischen und inhaltlichen Schwergewicht.

Minimum:

·

2 GHz Intel Pentium® 4, Athlon XP oder gleichwertiger Prozessor

·

1024MB System RAM

·

Direct3D-kompatible Grafikkarte mit 128MB

·

DirectX 9.0c April 2006 kompatibler Grafikkartentreiber

·

DirectX-8.1-kompatible Soundkarte

·

Windows XP/2000

Testrechner:

·

Pentium IV 3.2 GHz

·

2 GB RAM

·

GeForce 7900GT

·

Onboard-Sound

·

Windows XP

Pro und Contra:

+

enorm glaubwürdige und umfangreiche Spielwelt

+

gelungene grafische Umsetzung

+

tolle Sprachausgabe

+

immense Handlungsfreiheit

+

zahllose Quests

+

gelungenes Faction-System

+

abwechslungsreiche und glaubwürdige Charaktere

+

Skillsystem mit vielen Freiheiten und Möglichkeiten

-

zahlreiche Bugs, KI-Aussetzer und Logikfehler

-

mageres Questlog

-

Abstürze beim Abspeichern

-

hohe Hardware-Anforderungen

-

schlechte Wegfindung der Gegner

-

schwache bzw. nicht vorhandene Gegner-KI

-

Kampfsystem teilweise unausgewogen

Features:

· umfangreiche und glaubwürdige Spielwelt
· spannende Story mit zahlreichen Quests
· überarbeitetes Echtzeit-Kampfsystem
· über 50 verschiedene Monster und Tiere und unzählige menschliche Gegner
· mehr als 50 magische Sprüche und über 100 verschiedene Waffen
·

freie Hauptziele – Spieler kann selbst entscheiden, wie diese gelöst werden

Spielspass:

Grafik:

Sehr gut

Sound:

Gut

Gameplay:

Gut

Umfang:

Sehr gut

SPIELSPASS:

  81 %